Zurück zur Homepage

left up next

Kapitel 6

Grundtechniken: Harken

Zu Hause können Sie sich Zeit nehmen, ein Schloss zu öffnen, aber in der Praxis ist Geschwindigkeit immer wesentlich. Dieses Kapitel erläutert eine Technik mit der man die meisten Schlösser schnell öffnen kann, das sogenannte Harken. Die langsame Grund-Öffnungs-Technik aus Kapitel 4 ertastet die Stifte, die am meisten Bindung haben. Aus dem Kraftdiagramm das wir aus Kapitel 5 kennen leiten wir jetzt eine schnelle Öffnungsmethode ab.

Bild, Kapitel 6, Nr. 1

Abbildung 6.1: Der Gehäusestift wird vom
Kern am Austreten aus dem Gehäuse gehindert.

Nehmen wir an, alle Stifte könnten durch Abbildung 6.1: Der Gehäusestift wird vom Kern am Austreten aus dem Gehäuse gehindert das gleiche Kraftdiagramm charakterisiert werden. Nehmen wir weiterhin an, alle Stifte würden klemmen und die gleiche Reibung haben.
Betrachten wir jetzt folgenden Effekt. Das Öffnungswerkzeug streicht mit etwas Druck über alle Stifte. Dieser Druck sei groß genug die Federkraft und die Reibungskräfte zu überwinden, aber zu klein um die Kernstifte in das Schlossgehäuse zu drücken. Jeder Druck, der zwischen dem flachen Teil des Kraftdiagrammes und dem oberen Punkt seiner Spitze ist, wird dies erreichen. Lassen wir diesmal die Schlange als Öffnungswerkzeug über einen Stift laufen. Dieser wird sich bewegen bis er das Schlossgehäuse trifft, aber er wird nicht in das Schlossgehäuse eintreten. Sehen Sie sich dazu Abbildung 5.3 an. Die Kollisionskraft des Kernstiftes mit dem Schlossgehäuse an der Scherlinie widersteht dem Druck des Öffnungswerkzeuges. Das Öffnungswerkzeug gleitet über die Stiftsäule, ohne deren Kernstift in das Schlossgehäuse zu drücken. Falls das richtige Drehmoment angewendet wird, wird sich der Schlosskern geringfügig drehen.
Wenn das Öffnungswerkzeug den Stift verläßt, wird der Kernstift zurück in seine anfängliche Position fallen, vorausgesetzt man hält das Schloss mit den Federn nach oben, aber der Gehäusestift wird am Rand des Schlosskerns einen Widerstand finden und an der Scherlinie aufgehalten. Betrachten Sie dazu Abbildung 6.1.

In dieser Theorie verursacht der Strich des Öffnungswerkzeuges über die Stifte die Öffnung des Schlosses.

Bild, Kapitel 6, Nr. 2

Abbildung 6.2: Ausrichtung der Löcher
im Schlosskern.

In der Praxis werden meistens ein oder zwei Stifte während eines Einzel-Striches des Öffnungswerkzeuges gesetzt, also sind mehrere Striche notwendig. Grundsätzlich ist es wichtig, daß mit dem Öffnungswerkzeug in beiden Richtungen geharkt wird, während das Drehmoment angepasst wird. Durch die Übungen in Kapitel 8 werden Sie lernen, wie man das korrekte Drehmoment und den korrekten Druck findet. Sie werden herausfinden, daß die Stifte eines Schlosses dazu neigen, sich in einer bestimmten Reihenfolge zu setzen. Viele Faktoren bewirken diese Reihenfolge, näheres dazu in Kapitel 9. Die Hauptursache ist ein Fluchtungsfehler zwischen der Zentralachse des Schlosskerns und der Achse, auf der die Löcher gebohrt wurden. Siehe Abbildung 6.2. Falls die Achse der Stiftlöcher schief zur Zentralachse des Schlosskerns liegt, setzen sich die Stifte z.B. von Stift 5 nach Stift 1. Kehrt man das Drehmoment um, dreht also den Schlosskern in die andere Richtung, so setzen sich die Stifte in der umgekehrten Richtung. Viele Schlösser haben diesen Defekt. Harken ist eine schnelle Technik, weil man nicht auf jeden einzelnen Stift achten muß. Es müssen nur das korrekte Drehmoment und der richtige Druck gefunden werden. Die Übungen aus Kapitel 8 werden ihnen helfen zu erkennen ob ein Stift gesetzt ist und wie man die korrekten Kräfte anwendet. Falls sich ein Schloss nicht schnell öffnet, dann hat es wahrscheinlich eine von den Eigenschaften, die Ihnen in Kapitel 9 beschrieben werden. Dann werden Sie sich auf einzelne Stifte konzentrieren müssen.

Wie geht’s: Harken

  1. Legen Sie das Öffnungswerkzeug und den Spanner ein Ziehen Sie, ohne irgendein Drehmoment anzuwenden, das Öffnungswerkzeug heraus, um ein Gefühl für die Steifheit und den Zustand der Schlossfedern zu bekommen.
  2. Wenden Sie ein leichtes Drehmoment mit dem Spanner an. Legen Sie das Öffnungswerkzeug ein, ohne die Stifte zu berühren. Wenn Sie das Öffnungswerkzeug wieder herausziehen, üben Sie einen leichten Druck auf die Stifte aus. Der Druck soll geringfügig größer als die notwendige Mindestkraft sein, welche die Federkraft überwindet.
  3. Erhöhen Sie das Drehmoment mit dem Spanner bei jedem weiteren Zug des Öfnungswerkzeuges allmählich, bis sich die Stifte zu setzen beginnen.
  4. Halten Sie das Drehmoment so und harken Sie über die Stifte, die noch nicht gesetzt wurden. Falls weitere Stifte nicht sitzen, lassen Sie bei der Spannung nach und beginnen Sie wieder mit der Spannung, die Sie in dem letzten Schritt gefunden hatten.
  5. Sobald die Mehrheit der Stifte gesetzt wurde, erhöhen Sie das Drehmoment und dann harken Sie mit einem geringfügig größeren Druck über die Stifte. Dies wird dann die Stifte setzen, die infolge der abgeschrägten Kanten zu tief gesessen haben.
  6. Ändern Sie die Richtung des Drehmomentes und beginnen Sie bei 2.

left up next

Zurück zur Homepage