Anhang A
Werkzeuge
Dieser Anhang beschreibt die Machart und das
Anfertigen von Öffnungswerkzeugen.
Formen von Öffnungswerkzeugen
Öffnungswerkzeuge gibt es in verschiedenen Formen und
Größen. Abbildung A.1 zeigt die verbreitetsten Formen.
Der Griff und der Hals sind bei allen Öffnungswerkzeugen.
Der Griff muß bequem und der Hals muß schlank genug
sein, um nicht an die Kernstifte anzustoßen. Falls der Hals
zu schlank ist, wird er sich unter Druck wie eine Feder verhalten
und die Rückmeldung zum Griff wird unpräzise. Die Form
der Spitze entscheidet darüber, wie leicht das
Öffnungswerkzeug über die Stifte gleiten kann, und
welche Information man von jedem Stift bekommt. Die Bauart einer
Spitze ist ein Kompromiß zwischen der Leichtigkeit, das
Werkzeug einzuführen, der Leichtigkeit beim Herausziehen des
Werkzeuges und dem Gefühl des Zusammenspiels zwischen
beiden.
Die Halbdiamantspitze
Die Halbdiamantspitze mit seinen flachen Winkeln ist leicht
hinein- und herauszubewegen, so kann man in beide Richtungen mit
dem Öffnungswerkzeug einen Druck ausüben. Damit kann
man ein Schloss mit kleinen Unterschieden in den Längen
der Kernstifte schnell öffnen. Wenn das Schloss einen
Schlüssel erfordert, der eine tiefe Kerbe zwischen zwei
kleineren Einkerbungen hat, wird das Öffnungswerkzeug nicht
in der Lage sein, die Mittelstifte weit genug hinunter zu
stoßen. Der Halbdiamant mit steilen Winkeln ist gut
geeignet, in einem solchen Schloss zu funktionieren.
Haupsächlich geben steile Winkel eine bessere
Rückkopplung über die Stifte. Leider erschweren steile
Winkel das Einführen des Öffnungswerkzeuges in das
Schloss. Eine Spitze, die einen flachen vorderen Winkel und
einen steilen hinteren Winkel hat, eignet sich gut für das
Öffnen von Yale-Schlössern.
Die Halbrundspitze
Die Halbrundspitze eignet sich gut für
Scheibenzuhaltungsschlösser. Sehen Sie dazu Kapitel 9.14. Der Diamant und die
Rundspitze sind nützlich für Schlösser, wo sich
die Stifte an der Ober- und Unterseite des Schlüsselweges
befinden. Der Haken wurde für das Öffnen nach der
Methode „ein Stift nach dem andern“ entworfen. Mit
dem Haken kann man auch Harken, doch läßt sich mit ihm
nur Druck auf die Stifte ausüben, wenn man ihn herauszieht.
Der Haken gestattet Ihnen, jeden Stift genau zu fühlen;
wenden Sie wechselnde Beträge von Druck an. Einige
Hakenspitzen sind flach oder an der Spitze gedellt, um es dem
Öffnungswerkzeug leichter zu machen, sich auf den Stift
auszurichten. Die hauptsächliche Wohltat bei der
Öffnungstechnik „ein Stift nach dem anderen“
ist, daß Sie das Zerkratzen der Stifte vermeiden. Das
Harken zerkratzt die Spitzen der Stifte und den Schlüsselweg
und es verteilt Metallstaub im Schloss. Falls Sie Spuren
vermeiden wollen, dürfen sie die Harktechnik nicht anwenden.
Die Schlangenspitze kann für das Harken oder das einzelne
Setzen der Stifte benutzt werden. Beim Harken mit der
Schlangenspitze erzeugen die Erhebungen des Werkzeuges mehr
Stiftberührungen als ein regelmäßiges
Öffnungswerkzeug.
Schlangenspitze
Das Öffnungswerkzeug mit der Schlangenspitze ist besonders
gut für die Öffnung von Haushaltschlössern mit
fünf Stiften geeignet. Wenn eine Schlangenspitze zum
Öffnen benutzt wird, kann es zwei oder drei Stifte sofort
setzen. Grundsätzlich funktioniert das Öffnungswerkzeug
mit Schlangenspitze wie ein Segment eines Schlüssels, unter
Benutzung von Heben und Senken der Spitze, durch das Vor- und
Zurückkippen oder man benutzt die Ober- bzw. die Unterseite
des Werkzeuges zum Öffnen des Schlosses. Um mehrere Stifte
einzuklemmen, sollte man ein mäßiges bis zu einem
schwerem Drehmoment anwenden, wenn Sie die Schlangenspitze
benutzen. Dieser Öffnungsstil ist schneller als das Harken
und es hinterläßt weniger Beweismaterial.
Abbildung A.1: Auswahl von
Öffnungswerkzeug-Formen.
Straßenkehrerborsten
Aus den Federstahlborsten, die bei Straßenbesen benutzt
werden, lassen sich exellente Werkzeuge für das Öffnen
von Schlössern herstellen. Die Borsten haben die richtige
Stärke und Breite und sind leicht in die gewünschte
Form zu Schleifen. Die hergestellten Werkzeuge sind federnd und
fest. Abschnitt 3 beschreibt, wie man aus
Fahrradspeichen Werkzeuge herstellt, die weniger federnd
sind.
Reinigung
Der erste Schritt bei der Werkzeugherstellung ist,
sämtlichen Rost von den Borsten zu schmirgeln. Feines
Sandpapier eignet sich dazu genauso wie Stahlwolle (benutzen Sie
bitte keine Kupfer-Wolle). Falls die Ränder oder die Spitzen
der Borsten abgenutzt sind, benutzen Sie eine Feile, um sie
wieder eckig zu machen.
Vorüberlegungen
Ein Spanner hat einen Kopf und einen Griff wie in Abbildung .2
gezeigt wird. Der Kopf ist gewöhnlich ½ bis ¾
Zoll lang und der Griff variiert von 2 bis zu 4 Zoll Länge.
Der Kopf und der Griff werden von einer Biegung getrennt, die
ungefähr 80° beträgt. Der Kopf muß lang genug
sein, um über sämtliche Vorsprünge (wie z.B. den
Türbeschlag) zu kommen, um ganz in den Schlosskern
eindringen zu können. Ein langer Griff gestattet
gefühlvolle Kontrolle über das Drehmoment, aber wenn er
zu lang ist, wird er gegen den Türrahmen stoßen. Der
Griff, der Kopf und die Biegung können relativ klein
gehalten werden, wenn Sie Werkzeuge herstellen wollen, die leicht
zu verbergen sind (z.B in einem Stift, einer Taschenlampe, oder
in einer Gürtelschnalle). Einige Spanner haben eine 90°
Biegung im Griff. Diese Biegung macht es leicht, das Drehmoment
zu bestimmen, indem kontrolliert wird, wie weit der Griff von
seiner Ausgangsposition entfernt ist. Der Griff fungiert als
Feder, welcher das Drehmoment auslöst. Der Nachteil dieser
Methode, das Drehmoment zu setzen, ist, daß Sie die
Rotation des Schlosskerns weniger spüren. Um schwierige
Schlösser zu öffnen, werden Sie lernen müssen, wie
man ein stetiges Drehmoment durch einen Spanner mit festem Griff
erzeugt.
Abbildung A.2: Der Spanner.
Die Breite des Kopfes eines Spanners ent-
scheidet, wie gut er in den Schlüsselweg passen wird.
Schlösser mit engem Schlüsselweg (z.B.
Schreibtischschlösser) benötigen Spanner mit schmalen
Köpfen. Bevor Sie die Borste biegen, feilen Sie den Kopf auf
die gewünschte Breite. Ein zweckmäßiger Spanner
kann hergestellt werden, indem die Spitze des Kopfes
(ungefähr ¼ Zoll) schmalgefeilt wird. Diese Spitze
paßt in schmale Schlüsselwege, während der Rest
des Kopfes breit genug ist, um einen normalen Schlüsselweg
zu greifen.
Herstellung
Der schwierige Teil der Herstellung eines Spanners ist, die
Borste zu biegen, ohne sie zu brechen. Um die 90 ° Drehung
des Griffes zu erzeugen, spannen Sie den Kopf der Borste (ca. ein
Zoll) in einen Schraubstock ein und benutzen Sie eine Zange, um
die Borste ungefähr 3/8 Zoll über dem Schraubstock zu
erfassen. Sie können ein anderes Paar Zangen statt eines
Schraubstockes benutzen. Führen Sie eine 45° Drehung
durch. Versuchen Sie, die Achse der Drehung auf einer Linie mit
der Achse der Borste zu halten. Führen Sie die Zange jetzt
weitere 3/8 Zoll zurück und setzen Sie die übrigen
45°. Es wird notwendig sein, die Borste über 90° zu
biegen, um eine dauerhafte 90° Drehung zu erzeugen.
Um die 80° Kopf-Biegung herzustellen, nehmen Sie die Borste
ungefähr ¼ Zoll aus dem Schraubstock (so daß
sich noch ¾ Zoll im Schraubstock befinden). Setzen Sie den
Schaft eines Schraubendrehers gegen die Borste und biegen Sie den
Federstahl 90° darum. Das sollte eine dauerhafte 80°
Drehung in dem Metall erzeugen. Versuchen Sie, die Achse der
Biegung senkrecht zu dem Griff zu halten. Der
Schraubenzieherschaft stellt sicher, daß der Radius der
Krümmung nicht zu klein wird. Jeder abgerundete Gegenstand
wird funktionieren (z.B. Drillbohrer, Rundzange oder eine
Füllerkappe). Falls Sie mit dieser Methode Schwierigkeiten
haben, versuchen Sie die Borste mit zwei Zangen in einem Abstand
von ungefähr einem halben Zoll zu fassen und biegen Sie sie.
Diese Methode produziert eine leichte Kurve, durch welche die
Borste nicht brechen wird.
Nachbearbeitung
Eine Schleifscheibe wird die Arbeit bei Herstellung eines
Öffnungswerkzeuges stark beschleunigen. Es benötigt
etwas Übung, um zu lernen, wie glatte Kanten mit einer
Schleifscheibe erzeugt werden, aber es braucht weniger Zeit zu
üben und zwei oder drei Öffnungswerkzeuge herzustellen,
als ein einzelnes Öffnungswerkzeug per Hand zu feilen. Der
erste Schritt wäre, den vorderen Winkel des
Öffnungswerkzeuges zu bearbeiten. Benutzen Sie die
Stirnseite der Schleifscheibe, um das zu tun. Halten Sie die
Borste im 45° Winkel zur Schleifscheibe und bewegen Sie die
Borste wechselseitig, während Sie das Metall abschleifen.
Schleifen Sie langsam, um eine Überhitzung des Metalles zu
vermeiden, welche es spröde macht. Falls das Metall die
Farbe ändert (zu dunkelblau), haben Sie es überhitzt,
und Sie sollten den verfärbten Anteil abschleifen.
Als nächstes bearbeiten Sie den hinteren Winkel der Spitze
unter Benutzung der Kante der Schleifscheibe. Gewöhnlich ist
eine Kante schärfer als die andere, und Sie sollen diese
benutzen. Halten Sie das Öffnungswerkzeug im
gewünschten Winkel und drücken Sie es langsam gegen die
Kante der Schleifscheibe. Schleifen Sie den hinteren Winkel mit
der Seite der Scheibe. Stellen Sie sicher, daß die Spitze
des Öffnungswerkzeuges abgestützt ist. Falls der
Anschlag der Schleifmaschine nicht nah genug an der
Schleifscheibe ist, um die Werkzeugspitze abzustützen,
benutzen Sie eine Rundzange, um die Spitze zu halten. Der Schliff
sollte sich über ca. 2/3 der Breite der Borste erstrecken.
Wenn die Spitze gut geworden ist, machen Sie weiter. Ansonsten
brechen Sie die Spitze ab und versuchen Sie es noch einmal. Sie
können die Borste brechen, indem Sie sie in einen
Schraubstock einspannen und sie scharf abknicken.
Die Kante der Schleifscheibe wird auch benutzt, um den Hals des
Öffnungswerkzeuges zu schleifen. Reißen Sie eine
Markierung an, die kennzeichnet, wie lang der Hals werden soll.
Der Hals sollte lang genug sein, damit die Spitze über den
hintersten Stift eines Schlosses mit sieben Stiften reicht.
Schleifen Sie den Hals, indem Sie ihn mehrmals vorsichtig
über die Kante der Schleifscheibe ziehen. Jede
Schleifbewegung beginnt an der Spitze und endet an der
angerissenen Markierung. Versuchen Sie weniger als ein
sechzehntel Zoll des Metalles pro Bewegung wegzunehmen.
Tipps und Tricks
Ich benutze zwei Finger, um die Borste auf dem Schleiftisch im
richtigen Winkel zu halten, während meine andere Hand den
Griff des Öffnungswerkzeug drückt, um den Hals an der
Kante entlang zu bewegen. Benutzen Sie die Technik, die bei Ihnen
am besten funktioniert. Nehmen Sie eine Handfeile, um das
Öffnungswerkzeug zu entgraten. Es sollte sich glatt
anfühlen, wenn Sie mit einem Fingernagel darüber
fahren. Jede Rauhheit wird Geräusche zur eigentlichen
Reaktion des Schlosses hinzufügen, während Sie das
Schloss öffnen. Die Außenseite von Telefonkabeln
kann als ein Griff für das Öffnungswerkzeug benutzt
werden. Entfernen Sie drei oder vier der Drähte aus einem
Stück Kabel und ziehen sie es über den Griff. Sollte
die Ummantelung nicht am Platz bleiben, können Sie etwas
Epoxydharz auf den Griff aufbringen, bevor sie die die Hülle
über den Griff ziehen. Anmerkung des Übersetzers:
Wir verwenden auch Schrumpfschlauch für den Griff.
Fahrradspeichen
Eine Alternative zu Herstellung von Werkzeugen aus den Borsten
von Straßenfegerbürsten ist, sie aus Nägeln oder
Fahrradspeichen zu machen. Diese Materialien sind leicht
zugänglich und, wenn sie unter Hitze bearbeitet werden,
robuster als Werkzeuge, die aus Borsten hergestellt wurden.
Ein fester Spanner kann aus einem 120-iger Nagel (ca. 3mm
Durchmesser) gefertigt werden. Zuerst erhitzen Sie die Spitze mit
einer Gasflamme, bis sie rot glüht. Nehmen Sie sie langsam
aus der Flamme und lassen Sie sie an der Luft abkühlen;
dadurch wird sie weich. Die Flamme eines Gasherdes kann statt der
eines Brenners benutzt werden. Schleifen Sie den Spanner in die
Form eines dünnen Schraubenziehers und biegen ihn um
ungefähr 80°. Die Biegung sollte kein rechter Winkel
sein, weil einige Schlossfronten hinter einer Platte liegen
(Wappen genannt), und Sie in der Lage sein sollten, mit dem Kopf
des Spanners einen halben Zoll in den Schlosskern zu
gelangen. Härten sie den Spanner, indem Sie ihn auf ein
helles Orange erhitzen und ihn dann in Eiswasser tauchen. Sie
werden einen praktisch unzerstörbaren, gebogenen
Schraubenzieher erhalten, der unter stärkster Benutzung
für Jahre halten wird.
Fahrradspeichen liefern ausgezeichnete Öffnungswerkzeuge.
Biegen Sie eine in die Form, die Sie wollen und feilen sie die
Seiten am Ende flach, so daß sie hart in der senkrechten
und flexibel in der horizontalen Richtung ist. Nehmen sie ein
eckiges Stück von ungefähr einem Zoll Länge als
Griff. Für kleinere Öffnungswerkzeuge, die Sie für
die wirklich winzigen Schlüsselwege brauchen, können
sie jede Feder mit einem großen Durchmesser nutzen, die sie
aufbiegen. Falls Sie sorgfältig sind, müssen sie keine
metallurgischen Spiele spielen.
Metallverpackungsbänder
Als brauchbaren Ersatz für Schlüssel, die Sie im Laden
sonst nicht finden, können sie die Metallbänder
benutzen, welche für den Versand um Ziegel gewickelt werden.
Das ist ein unglaublich brauchbares Material für ziemlich
alles, was Sie daraus herstellen wollen. Um seitlich in den
Schlüsselweg einzudringen, können Sie das Band
längsseitig biegen, indem Sie es in einen Schraubstock
einspannen und auf den überstehenden Teil hämmern, um
das Band in den angestrebten Winkel zu biegen.
Metallverpackungsbänder sind sehr hart. Sie können
einen Schleifstein oder eine Schlüsselfräse
zerstören. Eine Handfeile ist das empfohleneWerkzeug
für das Bearbeiten von Metallverpackungsbändern.
Scheibenwischer-Feder
Die einfachste Art an einen vernünftigen Spanner zu
gelangen, ist ein Autoscheibenwischerblatt zu zerlegen. Hier
finden wir den Rohstoff für Spanner der filigraneren Sorte.
Da beim Bearbeiten lediglich zwei Zangen nötig sind passt
dieser Spanner eher in dünne Schlüsselkanäle von 1
mm Breite. Das Material lässt sich gut biegen und bricht bei
scharfer Biegung erst nach dem Zurückbiegen ab.
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